Wolfgang Uhl
Gesangverein Concordia Rottenbauer, 9. Februar 2024
Ehrung für den scheidenden Chorleiter Wolfgang Uhl
Foto: Robert Dambach
Nein, seinen Chef sang- und klanglos gehen zu lassen, darf sich nachgerade ein Gesangverein nicht erlauben. Und so konnte Bernd Christ als Vorsitzender des Gesangvereins Concordia die Gäste im gut besuchten Pfarrheim Rottenbauer zu einer abwechslungsreich gestalteten Feier begrüßen.
Auch Oberbürgermeister Christian Schuchardt ließ es sich nicht nehmen, Wolfgang Uhl, der neben einer Reihe anderer Chöre im Raum Würzburg fast vier Jahrzehnte den Männerchor in Rottenbauer geleitet hatte, als einen bedeutenden Kulturträger für die Stadt Würzburg zu ehren. Er hob die vielfältigen Unternehmungen des Musikers mit seinem Chor hervor, konstatierte den wertebewussten Einsatz für kulturelle Interessen und verwies schließlich auf die Nachhaltigkeit seiner Bestrebungen, indem er in seinen Ausführungen den neuen Chor "Mundwerk Rottenbauer" bedachte, der sich mittlerweile einen guten Namen erworben und auch über den Ortsrand hinaus Bedeutung erlangt hat.
In ihrer Laudatio betonte Marita Deichmann, die 2. Vorsitzende des Vereins, das Fingerspitzengefühl Uhls, mit dem er seine vordringliche chormusikalische Aufgabe meisterte, die Heterogenität der gesanglichen Leistungen ertragreich zu gestalten. Als Höhepunkte in der reichen Vielfalt der chorischen Darbietungen des Männerchores unter der Leitung von Wolfgang Uhl erwähnte sie sein Mitwirken beim Chorfest Rottenbauer.
In einem bebilderten "Übereinstimmungsspiel" wurde so manche Eigenheit des Künstlers evident, als er wesentliche Stationen seines Lebens in nicht immer ganz ernst gemeinten Aussagen zu bewerten hatte.
Wie eng verbunden die über Jahrzehnte gewachsene Beziehung zwischen dem Männerchor und Wolfgang Uhl in der allgemeinen Anschauung geworden ist und mit welcher Intensität diese Verbindung das Ortsgeschehen auf gemeinschaftsfördernde Weise gestaltete, strich Martin Auer in seinem Grußwort für die Vereine Rottenbauers heraus.
Wolfgang Schmock, der die Nachfolge Uhls als Leiter des Männerchors antritt, besang mit "Schade, dass du gehen wirst" in einem heiter bis besinnlichen, an Reinhard Mey angelehnten Lied die Lebensleistung des Chorleiters.
Noch einmal sollte Wolfgang Uhl den Taktstock in die Hand nehmen und vom " …Notenpult, von wo aus er die Männer drangsaliert und Ton für Ton geschult" hatte, die Sänger dirigieren. In bewegenden Worten bedankte sich Uhl bei "seinen" Männern für die wertschätzende, konstruktive und vertrauensvolle Zusammenarbeit in all den Jahren.
"Die Gedanken sind frei", ein Lied, das jede Veranstaltung schmückt, gesungen vom Männerchor Concordia, bildete unter der Leitung von Wolfgang Uhl den Abschluss der Veranstaltung.
Wolfgang Schmock
Wolfgang Uhl – Fuchtler con passione
Stationen als musikalischer Leiter
Posaunenchor Grombühl, bei dem er bereits als 14-Jähriger mitmusizierte (Trompete und Tuba) und dessen Leitung er später (noch vor Paul Kleinlein) übernahm; herausragend war der Auftritt des Ensembles bei der Einweihung der Johanniskirche
Dixieland-Combo: führendes Mitglied eines fünfköpfigen Ensembles (Trompete, Tuba)
Kirchenchor der Thomaskirche (1970): Mit dem Bau der Thomaskirche und der Entstehung der Kirchengemeinde übernimmt Uhl die Leitung des von ihm gegründeten Kirchenchors.
Kirchenchor der Gethsemanekirche (Heuchelhof): Mit dem Umzug von Grombühl nach Heuchelhof wird Uhl Leiter des Gethsemane-Chores (bis 1991)
Evangelischer Kirchenchor Rottenbauer: Etwa zeitgleich tritt Uhl als Leiter des evangelischen Kirchenchors der Trinitatisgemeinde in Rottenbauer die Nachfolge von Erika Thumes (Wegzug) an.
Musikalischer Werdegang
Ausbildung zum Pianisten am Bayerischen Staatskonservatorium in Würzburg bei Prof. Karl Leonhardt
Klavierstudium an der Musikhochschule Würzburg und Ausbildung zum Kapellmeister bei Prof. Hanns Reinartz und Prof. Peter Hollfelder
Enge Zusammenarbeit mit Prof. Stephan Werner, der eine Reihe von Liedern für Männerchor schrieb und sie der Concordia zur Verfügung stellte
Mitglied der Lehrplankommission für Musik am ISB (Staatsinstitut für Schulqualität und Bildungsforschung) in München
Nach langjähriger Pause trifft Uhl wieder mit Ernst-Martin Eras (Oboe, Englischhorn) zusammen; mit ihm erfolgt eine reiche Konzerttätigkeit (99 Konzerte); 1990 bis 2023
Bereits als Zwanzigjähriger spielt Uhl in der "Diaspora" (Rimpar, Veitshöchheim, Versbach u. a.) sowie später an der Gethsemanekirche und der Trinitatiskirche die Orgel zu Gottesdiensten.
Eindrücke aus 38 Jahren Männerchor
Der Einstieg: Auf Anregung und Ersuchen von Günter Deckler tritt Uhl am 21. September 1985 dem Gesangverein Concordia Rottenbauer bei. Zunächst beteiligt er sich als aktiver Sänger in der Chorgemeinschaft. Immer wieder bietet sich die Gelegenheit, das Dirigat aushilfsweise zu übernehmen. Anfang der neunziger Jahre ist Uhl als ständiger Leiter des Männerchores tätig. Seine Vorgänger sind Edi Wehner und Edgar Fuchsbauer.
Zunächst gilt es zu erspüren, welche unterschiedlichen Persönlichkeiten mit welchen Zielen die Gemeinschaft im Chor prägen; - mit behutsamem Fingerspitzengefühl, um einerseits Gewachsenes nicht umzustürzen und andererseits eigene musikalische und persönliche Spuren zu setzen. Als vordringliche chormusikalische Aufgabe ist es anzusehen, die Heterogenität der gesanglichen Leistungen ertragreich zu gestalten, was Wolfgang Uhl mit Geduld, Differenzierungsvermögen und Engagement gelingt.
Mit der Zeit wird Uhl zum allgemein anerkannten und hoch geschätzten "Chef" der Concordia, der die Eigenheiten "seiner" Männer kennt und mit ihnen umzugehen weiß.
15 Jahre bester kultureller und sozialer Arbeit verbinden Uhl aufs Engste mit seinem Chor. Unzählige Auftritte gehören neben den wöchentlichen Chorproben zum Aufgabenbereich des Chores.
Herausragend waren acht Auftritte bei den "Chormusiktagen" in der Musikhochschule. Freilich konnte man auf Dauer mit "bloßem" A-cappella-Gesang gegen Ensembles, die mit Instrumentalbegleitung und optischen Effekten performten, nicht punkten. Hinzu kam, dass die Resonanz auf die Chorvorträge trotz sehr guter Vorbereitung und überaus gelungener Aufführungen ausblieb. Dies wurde von Vereinsseite wie auch vom Dirigenten als sehr bedauerlich angesehen, das Mitwirken daraufhin eingestellt.
Als besonders dürfen die Auftritte beim VdK angesehen werden (Muttertagsfeier, Sommerfest, Erntedanksingen, Adventsfeier). Anfangs im Laurentiussaal in Heidingsfeld vor großem Publikum nahm die Zahl der Besucher seitens des VdK stetig ab, sodass die Feiern schließlich nur noch im Siedler-Vereinsheim und in den letzten Jahren auch nur noch zwei Mal im Jahr (Sommerfest, Adventsfeier) abgehalten wurden. In jedem Fall kann die Beziehung zum VdK als freundschaftlich bezeichnet werden.
Der Männerchor Concordia ist unter der Leitung von Wolfgang Uhl nicht nur eine feste und verlässliche Größe im regen Vereinsleben der Ortsgemeinschaft Rottenbauer, sondern auch Kulturträger. Mit ihm erhalten Feierlichkeiten, die den Kulturkalender des Ortes prägen, einen würdigen und würdigenden Rahmen: Aufstellen des Maibaums, Sommerfest und Weihnachtsfeier der Seniorenresidenz Arche, Feier zum Gedenken der Kriegsopfer am Volkstrauertag, das (eigene) Sommerfest, das Singen am Christbaum (Unterer Kirchplatz), Jubiläumsveranstaltungen der örtlichen Vereine (Sportverein, Freiwillige Feuerwehr) u. a.
Nicht wenige Rottenbauerer Bürger (und auch aus Heidingsfeld) besuchen gezielt und interessiert die Gesangsdarbietungen des Männerchors.
Am Beispiel des Christbaumsingens sollen aber auch Ambivalenzen aufgezeigt werden, soll darauf hingewiesen werden, dass im Laufe der Zeit Gewohntes dem Innovativen den Rang abgelaufen hat. Das Singen am Christbaum ist eine "Erfindung" des Gesangvereins Concordia. Im Wechsel mit dem CVJM-Posaunenchor trägt der Männerchor advent- und weihnachtliche Lieder vor. Einer der Höhepunkte ist der Auftritt der Engel, das sind weiß gewandete Kinder mit Engelsflügeln, die an die Besucherkinder Lebkuchen austeilen. Ein herrliches Bild, wenn diese "Engel" zu "Ihr Kinderlein kommet…" wohl geordnet und diszipliniert aus der Kinderkrippe heraustreten und ihre Gaben darreichen. Bedauerlicherweise leidet damit aber auch die Aufmerksamkeit der Zuhörer erheblich. Man ist konzentriert auf die Himmelsboten und ihre Gaben, prostet sich mit Glühwein zu und gibt einer mehr oder weniger gepflegten Unterhaltung den Vorrang. Die Musik fällt im Ranking des allgemeinen Interesses einige Stufen hinunter und ist sich selbst genug. Dennoch bleibt diese Feier ein bedeutsames Ereignis im Kanon der Concordia-Veranstaltungen.
Fehlende Konzentration beim Zuhören ist leider auch bei anderen Auftritten des Männerchores zu beklagen. Eine rühmliche Ausnahme bildet das Chorfest, das 2023 zum ersten Mal stattgefunden hat. Wolfgang Uhl und sein Männerchor singen vor vielen Gästen des Chorfestes im an die Sängerscheune angrenzenden Garten und treffen auf am Gesang interessierte Zuhörer. Das Chorfest Rottenbauer ist damit einer der Höhepunkte in der reichen Vielfalt der chorischen Darbietungen des Männerchores unter der Leitung von Wolfgang Uhl.
Mit dem Ende des Jahres 2023 gibt Wolfgang Uhl die Leitung des Männerchores nach weit über dreißig ereignisreichen Jahren ab. Die Zukunft des Chores ist ungewiss.
Von Wolfgang Uhl bleiben uns seine Musikalität und seine Leidenschaft fürs Klavierspielen in Erinnerung; seine Bildung, aber auch sein feines Gehör für den Gesang der Chormitglieder, die er jederzeit höflich und freundlich, mit viel Fingerspitzengefühl zu besseren Leistungen motiviert hat.
Verlässlichkeit war ihm wichtig. Wie von sich selbst, erwartete Uhl auch von den Chormitgliedern regelmäßiges Erscheinen, - zu den Proben und besonders auch zu den Auftritten.
Von Wolfgang Uhl bleiben seine Musikalität und seine Freude am Klavierspielen in Erinnerung; seine Bildung, aber auch sein feines Gehör für den Gesang der Chormitglieder, die er jederzeit höflich und freund-(schaft-)lich, mit viel Fingerspitzengefühl zu besseren Leistungen motiviert hat. Wolfgang Uhl war halt, wie es heute "neudeutsch" so schön heißt "Ein Fuchtler con passione" - Dirigent mit Leidenschaft!
Für sein Engagement und seine Verbundenheit über so viele Jahre sagen wir vom Gesangverein Concordia ihm unseren tiefempfundenen Dank.
Wonfgang Schmocj und Marita Deichmann
Fotos: Robert Dambach
Schade, dass du gehen wirst (nach Reinhard Mey)
Schade, dass du gehen wirst, nach so langer Zeit,
so, wie ich die Dinge seh, tut's dir selbst schon leid.
Einfach von uns fortzugehn, hast du mal bedacht,
was dein Fehlen uns, dem Chor, für einen Kummer macht.
Nun, den Grund, den kennen wir, ist echt einzuseh'n.
Und natürlich ist es recht, dafür mal zu geh'n.
Gern erinnern wir uns heut an manche Einzelheit,
schwelgen dabei dreist und frech in schöngefärbter Zeit.
Selbst der OB Christian Schuchardt ist heut hergekommen.
Hat sich eigens, dich zu ehren, dafür Zeit genommen.
Preist in höchsten Tönen dein Geschick für die Kultur,
lobt dich und dein Lebenswerk auf jeden Fall in Dur.
Schön, dass (auch) du gekommen bist zu deiner Feier heut.
Und du hast dich sicher schon an dem Bild erfreut,
wie die Männer um dich sitzen, stolz in schmucker Tracht,
hab'n die früh'ren Zeiten dir mal kurz zurückgebracht.
Ihnen hast du das vermacht, was dein Talent aufbot.
Voll dein Können eingetauscht für Tasten voll mit Claude
Debussy und Robert Schumann und natürlich, ach,
dem von dir so hoch verehrten Johann Sebbi Bach.
Sicher fühlst du dich daheim ausgeruht, befreit,
Mit Sudoku, Buch, Musik verbringst du deine Zeit.
Und bei allem Glück daheim hast du auch noch Inge,
Was du nicht hast, mit Verlaub, das ist doch unser Singe.
Hier liegt ein Geschenk für dich und ein Blumentopf.
Dass du nicht mehr fuchteln wirst, muss jetzt in unsern Kopf.
Gestalten, Wirken con passione war dein Lebensplan,
Danke sagen wir für das, was du uns angetan.
Magst du nicht ein letztes Mal an das Notenpult,
hast uns drangsaliert von dort und Ton für Ton geschult
Sicher sitzt ganz nah bei dir, die deine Wege lenkt,
frag sie unverbindlich mal, wie sie darüber denkt.
Wolfgang Schmock